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Schlafforschung nimmt mehr Raum ein

Mitarbeit von Patientinnen und Patienten erforderlich

Aber die Betroffenen, und das ist ein großer Teil der Bevölkerung, müssen lernen, dass sie selbst einen Beitrag leisten müssen, und dass nicht alleine die Ärztinnen und Ärzte eine individuelle Beurteilung erbringen können. Zunächst gilt es hier zu erfassen, ob tatsächlich eine Schlafstörung vorliegt oder nur die Patientinnen oder Patienten einen Schlafmangel nur wahrnehmen. Ein- und Durchschlafstörungen sind die häufigsten Schlafbeschwerden, es folgen schlafbezogene Atmungsstörungen.

Schlafhygiene ist keine bloße Beschwichtigung

Disziplin der Betroffenen ist eine wichtige Voraussetzung zur Verbesserung der Schlafqualität. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Bett-Zeiten
  • Ins Bett nur zum Schlafen, nicht zum Lesen oder Fernsehen, und nicht überlange im Bett bleiben
  • Alle elektronischen Geräte aus dem Schlafzimmer verbannen
  • Keinen Kaffee, Alkohol und keine Zigaretten mehr nach 17 Uhr
  • Frühes und leichtes Abendessen
  • Mittagsschlaf nicht über 30 Minuten (Wecker stellen!)

In Verbindung mit solchen Maßnahmen sollen Patientinnen und Patienten ein Schlaftagebuch führen. "Schlaftagebücher sind unabdingbar"; sagt Prof. Dr.rer.soc. Dieter Riemann, Freiburg. Auf jedem Gebiete der Medizin haben solche Tagebücher nicht alleine den Ärzten wichtige Fakten geliefert, sondern die Betroffen erleben erst durch das Schreiben Seiten an ihrem Verhalten, die sie selbst überraschen, und aufgrund deren sie auf ihre eigenen Fehlinterpretationen aufmerksam werden. So etwa könnte vielen vor allem älteren Menschen klar werden, dass sie tagsüber zu viele Nickerchen machen – wie sollten sie da genügend Nachtschlafbedürfnis entwickeln können? Diese für die Diagnostik schwierige Ausgangslage bringt die Schlafmedizin zu der Empfehlung, dass eine kognitive Verhaltenstherapie eigentlich die beste Basistherapie darstelle. Dieser Teil der Zuwendung kann schon dazu führen, dass Patientinnen oder Patienten sich beruhigen, die schon Angst vor dem Zubettgehen entwickelt haben, weil sie fürchten, wieder nicht schlafen zu können.

Die vermehrte Aufmerksamkeit, die der Schlaf heutzutage in der Ärzteschaft findet, bedeutet jedoch nicht, dass nunmehr schwere Geschütze aufgefahren werden. Beruhigung aufgeregter Patientinnen und Patienten kann nach eingehender Untersuchung immer noch das angemessene Ergebnis sein: 30 Minuten Zeit bis zum Einschlafen sind normal, mehrere Wachphasen von insgesamt bis zu 2 Stunden können im Alter normal sein, frühes Erwachen ist ebenfalls unter alten Menschen verbreitet und noch keine Gefahr. Bei Schlafstörungen in diesem Rahmen müssen Patientinnen und Patienten sich gefallen lassen, dass sie mit mehr Bewegung und/oder mehr körperlicher Arbeit die Qualität ihres Schlafes verbessern können.

Schlafstörungen durch messbare körperliche Störungen

Bisher also bekräftigt die Schlafmedizin nichtmedikamentöse Hilfen für die Basistherapie. Wenn aber nun Störungen messbar sind wie erhöhte Cortisolspiegel und mit ihnen einhergehend eine Übererregung der Nervenzellen, so kann die Rezeptierung eines Schlafmittels angemessen sein. Mittlerweile gibt es auch spezifischere Schlafmittel als die bisher verwendeten und unregelmäßig eingenommenen Hypnotika, die außerdem bei älteren Menschen die Sturzgefahr erhöhen. So etwa hat sich ein Kombinationspräparat aus Passionsblume, Hafer, Kaffeesamen und Baldrian in Tests als überlegen erwiesen, auch Baldrian als alleinigem Wirkstoff. Sogar mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie konnte die Stressreduktion des neuen Präparates nachgewiesen werden. Die überlegene Wirksamkeit beruht auch darauf, dass die Amygdala, das Gefühlszentrum im Hirn bei zu hoher Aktivität gedämpft wird. Patientinnen oder Patienten, die heute von ihrem Schlafmangel in die Praxis getrieben werden, können davon ausgehen, dass ihnen besser geholfen werden kann.

A. Martin Steffe, Hamburg

Kongress der Dt. Gesellschaft für Innere Medizin (DEGIM). Wiesbaden, 22.-24.4.2023 (diverse Seminare). Schlafhygiene. Einfache Maßnahmen für besseren Schlaf./ Insomnietherapie bei Polypharmazie. Natürliche Behandlung verhilft zu einem besseren Schlaf in der Nacht. Zwei Sonderdrucke der Firma Biologische Heilmittel Heel GmbH. – Schlafmedizin 1 und 2+3/2022. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, München.