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Omega-3-Fettsäuren können mehr als nur Cholesterin senken

Die Forschung entdeckt ein vielseitiges "Wundermittel"

Viele verbinden Omega-3-Fettsäuren, genannt "Fischöl", mit dem Schutz vor Arterienverkalkung. Das ist nicht verkehrt. Denn in dem Zusammenhang wurden die Mediziner auf den großen Wert des Fischöls aufmerksam; die Eskimos bewiesen, dass sie aufgrund ihrer Ernährung im Alter keine Probleme mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen bekommen. Doch Fischöl hat weit mehr zu bieten als den Schutz vor Blutgefäß-Erkrankungen.

Fettsäuren unterstützen den Körper bei der Infektionsabwehr

Forscher der Universität Jena und der Harvard Medical School in Boston fanden heraus, dass die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA* das Immunsystem unterstützen. Sie sorgen sogar dafür, dass nach einer Immunreaktion des Körpers die Entzündung rasch genug wieder abklingt. Auch wenn Viren die Ursache einer Infektion sein sollten, so hat ein Mensch, der stets über genug Omega-3-Fettsäuren verfügte, zweierlei Vorteil: die normalen Funktionen werden besser aufrechterhalten; einem erneuten Angriff wird mit einer verstärkten Abwehr begegnet. Dazu passt das Forschungsergebnis von Medizinern aus Göteborg, dass Omega-3-Fettsäuren zugleich auch dämpfend wirken. Das heißt, überschießende Reaktionen des körpereigenen Immunsystems werden gedämpft. Das könnte sonst in manchen Fällen dazu führen, dass sich aus einer akuten Infektionserkrankung eine Autoimmunerkrankung entwickelt. Genau das verhindern die Omega-3-Fettsäuren ebenfalls. Die Forscher konnten beobachten, dass die Omega-3-Fettsäuren mit den körpereigenen Makrophagen (M1, M2) zusammenarbeiten. Auch die Makrophagen regen Entzündungsprozesse an und dämpfen sie später. Dank der Omega-3-Fettsäuren werden sie in genau dieser Arbeit unterstützt. Diese Eigenschaften des Fischöls wurden erst neu entdeckt! Sie sind besonders wichtig, weil sonst nach einer erforderlichen Entzündung diese aber nicht abklingt sondern unterschwellig weiter wirkt. Das ist heutzutage wiederum besonders wichtig, weil der Bauchspeck vieler Leute ein Herd ständiger Entzündungen ist und dadurch sogar ein Krebsrisiko darstellt.

Fettsäuren sind wahre Immunmodulatoren

Unter dem Druck, wirksame Mittel gegen Covid-19-Erkrankungen zu finden, entdeckten chinesische Forscher beim Einsatz von Omega-3-Fettsäuren, dass diese einen Lipidmediator aufweisen (Protektin D1), der direkt die Vermehrung der Viren abschwächt. Der ganze Verlauf einer Infektion wird dadurch positiv beeinflusst.

Wenn heutzutage ein natürlicher Wirkstoff wie in diesem Falle das Fischöl so viele gute Eigenschaften hat, so weckt das bei manchen Leuten den Verdacht, dass mit überschwänglichem Optimismus diesem Wirkstoff die Fähigkeiten eines "Wundermittels" zugeschrieben würden. Doch hier sind wir weiter: Was die segensreichen Eigenschaften des Fischöls betrifft, so wird nicht mehr nur beobachtet oder spekuliert, sondern es liegen konkrete Nachweise und Beschreibungen der Vielseitigkeit vor; und nicht nur aus Zufallsbefunden sondern aus harten, wiederholbaren Fakten.

Wenn ein Mensch sich heute auf die richtige Dosierung von Omega-3-Fettsäuren und den persönlichen Bedarf einstellen möchte, kann er eine Fettsäure-Analyse machen lassen. In unserer Bevölkerung bewegt sich der Bedarf allgemein zwischen 1.000-4.000 mg. Für die meisten Leute dürfte daher eine Zufuhr von 2.000 mg ausreichend sein. Die Fettsäuren – meistens in Kapselform – sollten zu einer Hauptmahlzeit eingenommen werden. Neben den Omega-3-Fettsäuren sollten aber auch nicht die Omega-6-Fettsäuren vernachlässigt werden. Sie werden in geringerem Maße benötigt. Dazu kann schon der regelmäßige Gebrauch von Sonnenblumenöl kann die nötige Menge liefern. Zugleich aber sollten industriell hergestellte Produkte und Fleisch stark verringert werden.

Kongress der Dt. Gesellschaft für Innere Medizin (DEGIM). Wiesbaden, 22.-24.4.2023 (diverse Seminare). Schmiedel, Volker, Uwe Gröber: Omega-3-Fettsäuren & ihre Wirkung auf unser Immunsystem. Sonderdruck.

* Eicosapentaensäure, Docosahexaensäure

A. Martin Steffe