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Ist der Mensch ein Grasesser?

Zweifel am Weizen

Durch eine Werbeanzeige stieß ich auf das Buch "Die Weizenwampe" von William Davis. Ich bestellte es, denn ich will noch etwas Gewicht abnehmen, aber die letzten Kilos klammern sich an mich, und ich hoffte auf einen wirksamen Ratschlag. Verwundert stieß ich auf eine umfassende Analyse, in der die schädlichen Wirkungen der heutigen Weizensorten dargelegt werden. Nein, es geht nicht nur um das allseits bekannte Gluten. Das können manche Menschen aufgrund einer persönlichen Anlage nicht vertragen, und Gluten findet sich nicht nur im Weizen. Es geht um viele andere Stoffe des Weizens.

Warum ist Weizen so problematisch? Er ist der dienstbarste Geist der Lebensmittelindustrie. Er hat willig jede Form der Züchtung und der genetischen Programmierung angenommen. Daher ist er heute nützlich für den Bauern, den Müller und den Bäcker – aber nicht mehr für den menschlichen Körper. Der heutige Weizen ist etwa zu vergleichen mit den seltsamen Rassen von Hunden – sie haben kein Fell mehr oder so viel Fell, dass sie nicht mehr die Augen aufhalten können oder sie haben zu niedrige Hinterbeine und leiden irre Schmerzen oder sie sind taub oder kriegen keine Luft mehr, weil der Fang immer kürzer wird. Hunde nur noch für das ach so liebe Herrchen oder Frauchen.

Kohlehydratmenge und Kohlehydratform

Die Hauptschadwirkung des Weizens ist, dass seine Kohlhydratform einen Insulinausstoß bewirkt, der noch über dem von Haushaltszucker liegt. Er ist ein Superkohlehydrat. Das liegt an den speziellen Molekülformen innerhalb der Kohlehydratgruppe. Das Auf- und Abschaukeln des Insulinspiegels im Blut führt zu dem Müdigkeitsgefühl nach einer Mahlzeit und verstärkt das Ablagern von Fettreserven im Körper – im weiteren Verlaufe zu der "Weizenwampe". Daher im Untertitel: Weizen macht "dick und krank". Daran ändert sich auch nichts, wenn man auf Vollkornweizen achtet. "Vollkorn" ist grundsätzlich ein sinnvolles Prinzip, aber es macht aus einem nahrungsuntauglichen Pflanzenmonster kein gesundes Getreide – es bleibt ein Monster.

Daneben eignen dem heutigen Weizen zwei Hauptschädigungsweisen: a) er führt weitere Schadstoffe mit sich; b) er verhindert die Wirkung guter Stoffe, die ein Mensch sich mit der Nahrung zuführte. Erschwerend kommt hinzu, dass Substanzen, die im Weizen vorkommen, durchaus auch in anderen Getreiden vorkommen, im Weizen aber in aggressiverer oder schädlicherer Form aufgrund einer anderen Molekülstruktur. Wie kommt das? Weizen ist blind immer nur im Hinblick auf seine Machbarkeit gezüchtet worden, und weil er sich als so praktisch erweist und alles mitmacht, gibt es unter den Lebensmitteltechnikern kein Halten mehr. Denn hinter neuen, machbaren Ideen steckt immer der Wunsch nach Gewinn.

Riesenspektrum an Beschwerden

Da sich die schädliche Wirkung auf so viele Faktoren verteilt, ist es schwierig, Leute vor dem Verzehr zu warnen. Das ist anders als beim Gluten: Wer einmal weiß, dass seine Bauchschmerzen von Zöliakie kommen, meidet glutenhaltige Lebensmittel sofort und konsequent. Aber die weiteren Beschwerden, die Weizen überhaupt verursachen kann, sind so verschiedenartig, dass man sie nicht mit Weizen in Verbindung bringt: Das Altern überhaupt, Herzschwächen, Hirnschäden, Hautprobleme, das Säure-Basen-Gleichgewicht – so etwas soll alles vom Weizen kommen? Ja, denn alle Menschen haben einen schwachen Punkt in ihrer Gesundheit, an dem sie aufgrund von Weizen in der Kost am stärksten mit Störungen reagieren. Aber schädlich wirkt er überall.

Derzeit habe ich den Eindruck, ich kann ein niedrigeres Gewicht halten, die Prostata hält sich besser als bei vielen Altersgenossen, ich kann etwas länger schlafen, die Daumengelenk-Beschwerden gehen langsam zurück, Haut und Nägel sind nicht mehr so pilzempfindlich. Das ist schon genug, dass ich mich gerne nach weizenfreien Produkten umschaue. Das ist nicht ganz leicht, aber es gibt sie in jedem Lebensmittelbereich (Müeslis, Süßigkeiten, Brote, …) und in den Biomärkten und Bio-Bäckereien auf jeden Fall. Wenn man es einmal probiert hat, merkt man erst, in welch unsinniger Weise die Lebensmittelfabriken in alles Weizen stopfen – man glaubt, das ist deren Religion! In Joghurts, Puddings, Marmeladen, Salat- oder Käsezubereitungen vieler Produkte strotzen vor Weizenbeimischungen. Glauben Sie, die Flakes, die das Corn (also Mais) im Namen führen, kämen ohne Weizen aus? Mitnichten.

Weizengier ist kein Ausdruck von Qualität des Weizens

Die blindwütige Zutatenmonotonie alleine macht die Weizenanbetung verdächtig. Die Erklärung ist einfach: Amerikanische Firmen machen seit jeher vor, wie ursprüngliche Hersteller von Lebensmitteln (hier: Weizenbauern) sich die ganze Abnehmerkette von Weizenverwendern und potentiellen Weizenverwendern unter den Nagel reißen, damit ihr Absatz gesichert ist oder besser noch größer wird. Sollten da irgendwelche Indianer auftauchen, die etwas zu bedenken geben, dann wird gelogen und gefälscht und bestochen – immer noch nach alter Cowboymanier. Die Hinterhältigkeit mit dem Cholesterin ist nun entlarvt. Im Falle der Opiat-Schmerzmittel mit jährlich 40.000 Suchttoten fiel die Hinterhältigkeit sogar Trump auf, und nun ist der Spuk entlarvt und die Firma insolvent. Ich bin kein Erfüllungsgehilfe amerikanischer Milliardärsträume!

Keine Angst vor der Dicke des Buches! Es ist exzellent übersetzt und liest sich leicht, zuweilen sogar amüsant.

William Davis: Weizenwampe. Warum Weizen dick und krank macht. München 2020 (Goldmann) ISBN 9783442178681. €12,00