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Männer können es leichter haben

Möglichkeiten, der erektilen Dysfunktion ohne Ängste zu begegnen

Erektile Dysfunktion ist die Unfähigkeit eines Mannes, über einen längeren Zeitraum ausreichend feste Versteifungen seines Gliedes oder überhaupt Versteifungen (Erektionen) zu bekommen.

Erektion und Unfruchtbarkeit unterscheiden

Mit erektiler Dysfunktion bezeichnet man heute in zunehmendem Maße Störungen bei der Erektion des Penis. Der Begriff ist vorsichtiger als der Begriff „Impotenz“, zumal darunter auch Unfruchtbarkeit verstanden werden könnte. Es wäre der nötigen Hilfe nicht dienlich, wenn beide Störungen miteinander vermischt würden. Zugleich wirkt „Impotenz“ so vernichtend, weil sie als umfassende „Unmännlichkeit“ gedeutet wird und es Männern noch schwerer macht, ihr Problem überhaupt zu thematisieren.

Die Störungen sind verschieden stark ausgeprägt

Erektionsstörungen, das heißt, das völlige Fehlen von Gliedversteifungen oder eine ungenügende Festigkeit (Tumeszenz) des Penis, so dass er nicht in die Vagina dringen kann, werden von immer mehr Männern beklagt. Schätzungen auf dem Boden von lokalen statistischen Erhebungen – besonders bekannt ist die Untersuchung der Universität zu Köln im Umkreis von Köln – gehen von 6 Millionen insgesamt Betroffenen aus. Dabei wären noch Ursachen im Einzelnen zu unterscheiden.

Altersgemäße oder symptomatische Störungen

Erektionsabschwächungen sind zunächst einmal eine normale physiologische Erscheinung des Alterns, auch ohne Einwirkung von Krankheiten. Das gesamte Erektionsverhalten verläuft sanfter. Zeichen dafür ist das allmähliche Ausbleiben der morgendlichen Gliedversteifung. Da es nicht genügend Aufklärung gibt, wirkt schon alleine die normale Abschwächung auf Männer beunruhigend, und in dieser Phase taucht dann auch meistens der Begriff „Impotenz“ auf. Es gibt aber auch wirkliche Erektionsschwächen völlig abgesehen von der normalen Abschwächung und solche, die eine altersnormale Abschwächung verschlimmern. Nachteilig wirkt sich aus, dass Männer, um einen anderen Mann lächerlich zu machen, gerne auch hämisch behaupten, „so jemand“ müsse impotent sein.

Auftreten von Erektionsstörungen

Ab etwa 40 Jahren sind Männer immer mehr gefährdet, eine Erektionsstörung zu entwickeln; denn alle möglichen Ursachen treten hier geballt auf: Zur normalen Altersabschwächung kommen beruflicher Stress, Abnahme der allgemeinen Fitness, Auftreten von schweren, behandlungsbedürftigen Gesundheitsstörungen und deren Medikation. Aber gleichgültig, welche mögliche Ursache im Vordergrund stehen mag: Es tritt immer eine psychische Ursache hinzu, die sie verschlimmert, denn der Mann fühlt sich insgesamt in Frage gestellt, als Versager, es bildet sich ein hoher Erwartungsdruck. Auf die Angst, „beim nächsten Mal“ wieder zu „versagen“, reagiert die Erektion empfindlich. Schließlich setzt das Zeigen von echten sexuellen Bedürfnissen ja auch eine Entspannung und Freiheit voraus.

Abgrenzung psychisch-organisch

Für die Suche nach der besten Form von Hilfe ist es auf jeden Fall sinnvoll, Ursachen zu unterscheiden, etwa psychische und organische. Man muss jedoch damit rechnen, dass diese miteinander verquickt sind. Unbedingt zu berücksichtigen sind die eingenommenen Medikamente oder zugrundeliegende Krankheiten. Es ist nicht sinnvoll, einen Patienten gleich beim Verschreiben eines nötigen Medikaments vor etwaigen Potenzstörungen zu warnen, doch wenn das Thema Erektile Dysfunktion schon einmal auf den Tisch kommt, dann muss die Medikamentengabe neu überdacht und gegebenenfalls ein Ausweichpräparat verschrieben werden. Sollte ein Arzt selbst unsicher sein und nur ein erektionsförderndes Präparat verschreiben wollen, sollte der Patient mit diesem Problem auf jeden Fall zu einem anderen Arzt gehen. Die bloße Verschreibungsaktion ist zu wenig.

Diagnose und Therapie

Da sich hinter dem einen Anzeichen, der Erektionsstörung, ein wahrer Ursachenkomplex verbergen kann, gehören zur Diagnose immer ausführliche Anamnese, gesamtkörperliche Untersuchung, Laboruntersuchungen, eine Doppler-Sonographie und gegebenenfalls ein Schwellkörper-Injektionstest. In der Anamnese fordert der Arzt den Patienten auf, genauer zu beschreiben, wie er den Mangel an Erektionen erlebt. Sodann werden Vorerkrankungen und etwaige Operationen erfasst. Einzunehmende Medikamente werden geprüft, und die Genussgewohnheiten (Alkohol, Tabak, Drogen) werden angesprochen. Danach können Arzt und Patient klären, ob eine Einzel- oder Paartherapie ausreichend sein können, ob Medikamente im Hinblick auf deren Nebenwirkungen gegen andere ausgewechselt werden sollen, ob ein erektionsförderndes Medikament das Mittel der Wahl ist, ob die Lebensweise durchgreifend geändert werden sollte, oder ob eine stärker eingreifende Methode (Selbstinjektionen, Penisimplantat, …) erforderlich ist. Allerdings kann sinnvoll sein, schon im Stadium der Ursachenfindung ein Erektionsmedikament zu verordnen. Denn wenn beispielsweise einer der drei handelsüblichen PDE-5 Hemmer Erfolg hat, dann kann das den betroffenen Mann psychisch entlasten und die blockierenden Ängste abbauen helfen. Die Testgabe kann dem Arzt dann helfen, mögliche andere Haupt- oder Nebenursachen besser zu unterscheiden.

Häufigkeit

Die Untersuchung KEED durch das Kölner Universitätsklinikum von 1998 war die erste geprüfte Untersuchungsform zur Erektilen Dysfunktion in Deutschland. Es wurden zunächst 125 Patienten der Klinik im Durchschnittsalter von 56 Jahren befragt. Anschließende Untersuchung erfassten rund 4800 Männer im Alter zwischen 30 und 80 Jahren. Zusammen stellen diese Erhebungen nach wie vor die größte Untersuchung ihrer Art weltweit dar. Gesamtdurchschnitt von Erektionsstörungen: 19,2%. Aufgrund des breiten Ansatzes kamen man schon damals auf die Spur einer Tatsache, die die Forscher heute in zunehmendem Maße beschäftigt: Den Zusammenhang der Erektionsstörungen mit den zunehmenden Krankheiten des Alters. Berliner Männerstudie von 2002: 1.915 Männer, 40-79 Jahre, ED zwischen 18 % und 48 % je nach Lebensjahrzehnt. In Cottbus läuft eine Untersuchung von 10.000 Männern. Nach ersten Zwischenergebnissen haben im Durchschnitt 40,1 % der Männer Probleme mit der Erektion. Auffallend war: 96 % der Männer wissen um die neuartigen Potenzmittel aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer, aber nur 53% wären bereit, sie zu nehmen.

Die ED tritt nur selten ohne eine äußere Einwirkung auf, nur ist es schwer, den schädigenden Faktor in Lebensweise, Medikation oder diskreten Krankheitsursachen zu ermitteln.

Altersgemäße Erektionsabnahme

Heute wird zunehmend über das Altern des Menschen geforscht. Denn langlebig sind wir ja bereits, doch wie kann man im Alter vital bleiben? Dank dieser Forschung weiß man heute um die Vorgänge im Körper, die sich auch auf die Erektion auswirken. Das sind vor allem: die Abnahme der glatten Muskelzellen, veränderte Rahmenbedingungen außerhalb der Zellen, Abnahme der Stickstoff-Produktion im Körper (nötig u.a. zur Regulierung der Blutgefäße), höhere Dichte von alpha-Rezeptoren, Abnahme des freien Testosterons oder des Hormons DHEA und die Abnahme des Wachstumshormons.

Der Allgemeinzustand hat großen Einfluss

Dass bei uns in Europa die neuen Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) wie Sildenafil (Viagra) erhältlich sind, hat das Gespräch über das Phänomen immerhin etwas erleichtert. Als dadurch das Ausmaß und die Verbreitung von Erektionsstörungen erstmals wenigstens annähernd erkennbar wurde, trat eine Tatsache zutage, die bis dahin nicht genügend beachtet worden war: Die Verknüpfung der Erektionsstörungen mit Gesundheitsstörungen der betroffenen Männer oder mindestens ihrem schlechten Allgemeinzustand. Dadurch ist es vor allem bei älteren Männern zu einer Umkehrung gekommen: Die Erektionsstörungen wird nicht mehr nur als Behandlungsbedarf gesehen sondern vielmehr als Zeichen eines schlechten Allgemeinzustandes. Erste Studien konnten bereits aufzeigen, wie genau die ED als ein frühes Anzeichen zu werten ist: Erektionsstörungen sind auch Symptom!

In den meisten Fällen von Männern mit einer ED (70%) ist das die koronare Herzerkrankung und geht einem Herzinfarkt etwa 3-5 Jahre voraus. Bei rund 40% der Männer mit einer ED, bei denen eine Durchblutungsstörung des Penis ermittelt wird, können sofort auch Verengungen der Herzkranzgefäße festgestellt werden.

Bluthochdruck schadet doppelt

Bluthochdruck ist eine doppelte Gefahr für die Erektionen: Er ist selbst ein Schaden für die Blutgefäße, und die Medikamente gegen Bluthochdruck haben als Nebenwirkung, dass sie Erektionen und Libido dämpfen.

Blutfette ruinieren die Gefäße

Erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte sind der Anfang von verstopften und unelastischen Blutgefäßen – beides ist kontraproduktiv für die Erektion.

Diabetes führt zu Nervenschäden

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) führt nicht erst nach langem Bestehen zu Nervenschädigungen sondern auch schon in frühen Stadien. Mit hochdosiertem Vitamin B können Betroffene das Kribbeln in Beinen oder die Gefühllosigkeit in den Füßen etwas in Schach halten, und Männer vielleicht die Erektionen erhalten. Heutzutage gibt es mehr Übergewichtige, mehr übergewichtige Kinder und Jugendliche, und es wird zu wenig Bewegung in die alltäglichen Verrichtungen eingebaut. Daher wundert nicht, dass es auch zu mehr Diabetes-Fällen kommt, und gerade hier hat sich die Erektionsstörung als Frühzeichen bewährt: Manche Männer, die wegen einer ED zum Arzt kamen, verließen die Praxis als Zuckerkranke, deren Diabetes nur noch nicht entdeckt worden war. Männer, die sich den Erhalt ihrer Erektionsfähigkeit wünschen, können an dieser Stelle am wirkungsvollsten vorbeugen.

Tabakverzicht ist unerlässlich

Raucher müssen das anders hören: Geht es um ED, dann ist das Rauchen nicht etwas, das so unter „ferner liefen“ halt auch mal wieder gesagt werden muss. Rauchen wird immer noch nur auf Lunge und Rachenraum bezogen, dabei ist der Tabak sogar in erster Linie ein Gefäßgift, das sich überall im Körper auswirkt. Wer Erektionsprobleme hat (und die haben ja in erster Linie mit Gefäßen zu tun), für den ist der Rauchstopp die erste Maßnahme. Der Hinweis auf den Zigarettenpackungen „Rauchen macht impotent“ ist keine Übertreibung.

Verfahren bei schweren Grunderkrankungen

Verschiedene schwere Krankheiten, auf die man keinen Einfluss hat, betreffen auch die Erektionsfähigkeit. Das sind etwa Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson. Kann man diese auch nicht selbst völlig ausschalten, so sind bei Männern mit diesen Krankheiten eher erektionsfördernde Medikamente oder das Injektionsverfahren oder eine Schwellkörperimplantation als Mittel der Wahl angezeigt. Man muss in diesen Fällen nicht mehr auf psychotherapeutische Angeboten zurückgreifen.

Hodengröße und Testosteron

Zur körperlichen Untersuchung, die bei der Erstuntersuchung unbedingt erforderlich ist, gehört auch die Feststellung der Hodengröße, und zur Laboruntersuchung die Feststellung des Testosterons. Kleine Hoden bedeuten nicht  zu wenig Testosteron, und ein niedriger Testosteronwert bedeutet nicht einmal, dass es an Testosteron fehlt. Ein Befund auf diesem Gebiet ist leider komplizierter und erfordert mehrere Proben. Doch gehören beide Werte unabdingbar zur nötigen Diagnostik. Im gesamten Zusammenhang ist der Facharzt in der Lage, die Befunde von Hodengröße und Testosteronwert(en) relevant einzuordnen und das Bild so zu vervollständigen, dass er Schlüsse im Hinblick auf eine Therapie ziehen kann.

Bandscheibenvorfall oder Prostata-Entfernung

Neben inneren Krankheiten können auch Unfälle oder Operationen die Erektionsfähigkeit einschränken. Das ist besonders bei Bandscheibenproblemen möglich, erst recht aber nach Verletzungen an Wirbelsäule oder Becken. Die Entfernung der Prostata geht in den allermeisten Fällen mit Schädigungen der Nerven einher, manchmal auch bereits Teil-Entfernungen.

Die Erektile Dysfunktion erfordert eine aufwändige Diagnose, da sie ein komplexes Geschehen ist und eine Doppelrolle von Gesundheitsstörung einerseits und Symptom andererseits hat.

Psychischer Stress und körperliche Ursachen

Bei der Betrachtung aller Lebensumstände (Anamnese), die bei einer ED eine Rolle spielen können, fragt der Arzt etwa nach Dauer und Grad der Erektion. Denn ob sie nur abgeschwächt (kürzer, weniger fest) oder gar nicht mehr vorhanden ist, kann über die Therapie entscheiden. Weiteres wichtiges Indiz ist, ob der Patient in der Nacht Erektionen spürt. Das könnte darauf hindeuten, dass psychischer Stress im Vordergrund der Störung liegt. Der persönliche Leidensdruck des Patienten gibt Hinweise darauf, ob der hausgemachte Erwartungsdruck Gewicht hat. Empfindet er überhaupt Libido? Gab es einen Partnerinnenwechsel?

Manche Grunderkrankungen werden erst entdeckt

Im Anschluss an das Gespräch und die allgemeine Abklärung fahndet der Arzt nach Erkrankungen, und hier weiß man mittlerweile, dass man gerade bei ED mit noch nicht festgestellten Erkrankungen rechnen muss, etwa einem Diabetes oder dem Vorstadium eines Diabetes. Auch durchgemachte Operationen kommen hier zur Sprache.

Genussgifte müssen angesprochen werden

Hinter den Medikamenten, den Genussgewohnheiten mit Kaffee, Alkohol, Tabak und Drogen stecken zweierlei Feststellungen: Einerseits bekommt der Patient sie verschrieben oder er genießt die Stimulantien wegen eines Problems, und das kann als solches schon zu einer ED führen. Bluthochdruck etwa ist per se schon Gift für die Erektion, aber die Blutdrucksenker können als Nebenwirkung Erektionen erschweren. Auch Mittel gegen Depression haben erektions-schädliche Nebenwirkungen.

Alkohol wirkt gefäß-entspannend

Aber auch die Genussgifte enthalten Hinweise: Exzessiver Kaffeekonsum könnte Hinweis auf beruflichen Stress sein. Alkohol wirkt muskelentspannend und entspannt daher auch die Arterien, die ja innen mit einem Muskelgewebe ausgekleidet sind. Nur ganz wenig Alkohol kann die Erektion fördern, aber schon ein wenig zu viel kann direkte Ursache einer ED sein.

Fragebögen bleiben wichtig

Als Mittel einer wirksamen Feststellung von ED stehen dem Arzt heute bewährte Fragebögen zur Verfügung. Sie sind wichtig, weil ein Patient, der sich überhaupt erst überwunden hat, zum Arzt zu gehen, ihm gegenüber noch nicht alles sagen kann. Der Fragebogen vermittelt solchen Männern einen gewissen Intimitätsschutz und schont ihr Schamgefühl.

Prostaglandin-Spritze als Test

Ferner gibt es eine Reihe von Verfahren, wie der Arzt durch Messungen der Erektion, sei es zu Hause oder in seiner Praxis, einen Befund objektivieren kann. Falls erforderlich, wird dem Mann ein gefäßerweiternder Stoff (Prostaglandin 1) gespritzt. Dieser Schwellkörper-Injektionstest gibt dem Arzt die Möglichkeit, den genauen Zustand der Blutgefäße im Penis per Sonographie zu untersuchen. Zugleich erlebt der Patient das Modell des Verfahrens, das ihm im schwierigsten Fall offen steht, nämlich die Selbstinjektion vor dem Geschlechtsverkehr. Die hierzu erforderliche Nadel ist so fein und ihr Stich so wenig spürbar, dass die betroffenen Männer sich rasch an dieses Verfahren gewöhnen. Führt die Injektion bei niedriger Dosis schon zu einer Erektion, so stehen wahrscheinlich psychische Probleme im Vordergrund. Führt erst eine hohe Dosis zur Erektion, dann liegen wahrscheinlich Gefäßschäden vor.

Sport baut Stressreaktionen ab

Geht es um ED, dann muss auch der körperliche Allgemeinzustand beurteilt werden. Wünscht jemand Erektionsfähigkeit, dann ist körperliche Aktivität ein Muss. Dazu ist nicht unbedingt Sport erforderlich. Schon flottes Gehen bedeutet Gewinn. Vom Radfahren ist bei dieser Problematik, so gut es auch sonst sein mag, abzuraten.

Symptome einer Gefäßschwäche

Wenn der Arzt die Hodengröße geprüft hat, schaut er auch immer auf die Brustwarzen-Region. Haben sich dort besondere Fettpolster entwickelt, so kann eine solche Gynäkomastie Indiz eines tatsächlichen Testosteronmangels sein. Sind die Pulse an den Knöcheln nur schwach zu fühlen, kann das auf Kreislaufschwäche hindeuten. Zeichen einer Gefäßerkrankung ist auch ein Beingeschwür (Ulcus cruris). Wenn der Patient unsicher geht, zittert oder Gefühlsstörungen aufweist, deutet das auf eine neurologische Grunderkrankung hin.

Laboruntersuchungen in zwei Stufen

Ergibt sich durch eine der vorigen Untersuchungen ein Verdacht, dann liefert eine Laboruntersuchung die nötigen Fakten. Die Glukose- und Fettwerte im Blut können einen Verdacht auf Diabetes erhärten. Unter den Hormonen werden auf jeden Fall Testosteron, das Schilddrüsenhormon und das prostataspezifische Antigen (PSA) ermittelt. Ist das Testosteron niedrig, werden weitere Hormone, darunter auch das freie Testosteron, ermittelt.

Sonographie ist ein Segen in der Diagnostik

Die Dopplersonographie übermittelt nicht nur Bilder des Gefäßzustandes sondern auch Messwerte. Der maximale systolische Blutfluss sollte über 25 cm/s betragen. Ist er niedriger, kann das auf einen Mangel in den Arterien hindeuten. Bei voller Erektion sollte der enddiastolische Blutfluss unter 5 cm/s betragen. Liegt der Wert darüber, deutet das darauf hin, dass ein Leck aus dem Schwellkörper in eine Vene vorliegt. Der Widerstandswert RI sollte bei voller Erektion 1 betragen. Liegt er unter 0,75, so deutet auch das auf ein venöses Leck hin. Da die Dopplersonographie schon so viel Auskunft gibt, kann man heute auf die Angiographie (Gefäßdarstellung) oder die Cavernosometrie (Messung der Schwellkörper im Penis) verzichten; denn diese stellen einen stärkeren Eingriff dar.

Die Therapie der ED hat eine erfreulich große Palette wirksamer Hilfen, aber welche die geeignetste ist, muss an vielen Faktoren geprüft werden.

Körperliche Aktivität ist die Grundlage der Therapie

Eine erektile Dysfunktion hat immer auch mit dem Gesamtzustand des Mannes zu tun. Daher müssen die betroffenen Männer begreifen, dass regelmäßiger Sport zwangsläufig zum Behandlungskonzept gehört.

Schlüssel ist die Insulin-Nutzung

Die starke Verbreitung der ED spricht Bände in dem Sinne, dass die Zivilisationsschäden massive Wirkung zeigen. Schon alleine Übergewicht zieht eine Blutdruckstörung nach sich, und Bluthochdruck ist eine bedeutende Erektionsstörung. Ganz zu schweigen von dem Fehlverhalten, das zum Übergewicht führt, etwa zu viel Süßes, zu viel Fett in der Nahrung. Der Diabetes schließlich beruht nicht nur auf der Zufuhr von zu viel schlechtem Essen, sondern auch auf einer unzureichenden Inanspruchnahme der Muskulatur; denn daraus ergibt sich, wie viel Insulin im Körper zirkuliert und ob es vom Körper benutzt oder nur gespeichert wird.

Abhilfe fordert den ganzen Mann

Männer neigen ohnehin dazu, nur zur „Reparatur“ zum Arzt zu gehen, und so erwarten sie auch bei der ED eine einfache Lösung. Die gibt es aber nicht, wenn sie ihre Erektionsfähigkeit grundsätzlich wieder stärken wollen. Es gibt sie nur über sinnvolle körperliche Tätigkeit.

Bewährte Helfer für viele Fälle

Die Gruppe der Phosphodiesterase-5 Hemmer (PDE 5 – Viagra, Cialis, Levitra) wurde entdeckt, als man sie zur Behandlung von Arterienerkrankungen einsetzte. Ihre Fähigkeit, die Erektion zu unterstützen, indem sie den Blutfluss in den Penis verstärken, war zunächst ein Nebenprodukt, wurde dann aber gezielt erforscht. Diese Medikamente sind bestens erprobt und geprüft, so dass sie durchaus die Fähigkeit eines Standardmedikamentes haben. Wie jedes Medikament haben auch sie Nebenwirkungen. Insbesondere Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen werden genannt. Es gibt aber auch eine Zahl von etwa 15 % von Betroffenen, die auf eines der drei vorliegenden Medikamente dieser Gruppe oder sogar auf keines von ihnen ansprechen.

Auch Pflanzenpräparate sind „Chemie“

Ältere bekannte Präparate sind Yohimbin aus der Rinde des Yohimbe-Baumes, Ginseng oder Maca aus der Wurzel der peruanischen Maca-Pflanze. Die Wirkungen sind jedoch nicht in Studien belegt. Sie beruhen mutmaßlich auf ihren gefäßregulierenden oder nervenstimulierenden Eigenschaften.

Aminosäuren waren einen Nobelpreis wert

Sinnvoller zeigt sich der Nutzen der Aminosäuren Arginin und Ornithin. Arginin ist eine Vorstufe von Stickstoffoxid, das wichtig für die Regulierung der Gefäßspannung ist. Da das NO-Monekül so flüchtig und schwer nachzuweisen ist, wurden drei Forscher 1998 dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Ornithin ist ein Eiweiß, das die Nutzung von Arginin im Körper verbessert. Beide Stoffe können über die Nahrung ganz natürlich aufgenommen werden. Im Alter aber werden Wirkstoffe nicht immer mehr gut resorbiert, oder vielleicht wird sie auch durch die Vielzahl von Medikamenten, die ältere Menschen einnehmen, erschwert. Daher kann die Einnahme über Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein.

Testerongabe hat vielfachen Nutzen

Liegt ein Testosteronmangel messbar vor, so ist die Gabe von T-Pflastern oder T-Gel zum Auftragen angezeigt. Ist der T-Spiegel nur mäßig niedrig, so sollte der Patient zu allererst versuchen, ihn durch Sport zu heben, denn das ist eine der Stärken des Sports.

Systemische und lokale Therapie

Die bisher genannten Therapien sind allesamt medikamentöser und systemischer Art, d.h., das Medikament muss erst über den Verdauungstrakt durch den Körper an den gewünschten Ort wandern. Hierbei ist nicht gesichert, wie gut und in welcher Stärke der Zielort Penis erreicht wird, und andere Faktoren wie Ernährung oder andere Medikamente können die geplante Wirkung beeinträchtigen. Drei Verfahren, die nach außen drastischer wirken, haben den Vorteil, dass sie lokal wirken. Das sind die Schwellkörper-Injektionstherapie, die Vakuumpumpe und die Operation mit Einsatz einer Schwellkörperprothese.

Vakuumpumpe weg vom Schmuddel-Image

Am unkompliziertesten ist die Vakuumpumpe. Sie hat zu Unrecht ein Sexshop-Schmuddel-Image und wird mit Recht heute auch im Sanitätshandel angeboten. Es wird ein Kunststoffkolben über den Penis geschoben, eine kleine Handpumpe bewirkt ein Vakuum, und dadurch dringt Blut in die Gefäße, so dass eine befriedigende Erektion entsteht. Das lässt sich auch unabhängig von Geschlechtsverkehr machen, so dass man die Blutgefäße trainiert. Anwender berichten, dass nach einer gewissen Zeit auch ohne Pumpe wieder Erektionen möglich sind.

Spritzen ahmt körpereigene Funktionen nach

Auch die Schwellkörper-Selbstinjektion hat den Vorteil, dass sie ortsunabhängig und passend zum Geschlechtsverkehr vorgenommen werden kann. Sie eignet sich bei älteren Patienten, die bereits viele andere Medikamente einnehmen müssen, oder bei denen die systemisch wirkenden Erektionsmedikamente keine Wirkung erzielen oder zu schwere Nebenwirkungen verursachen. Besonders infrage kommt die Injektion bei Männern nach einer totalen Prostataoperation.

Schwellkörper-Implantation wenn sonst nichts mehr geht

Die am stärksten invasive Methode ist der Einsatz eines künstlichen Schwellkörpers in einer etwa zweistündigen Operation. Der Eingriff belastet die Männer zunächst im Sinne eines Makels. Er ist jedoch die einzige Option in Fällen, in denen alle anderen Erektionshilfen versagen, beispielsweise nach einer totalen Prostataentfernung mit Verletzung der Nerven, nach Querschnittslähmung oder Bandscheibenschäden. Der körpereigene Schwellkörper wird hierbei entfernt und komplett durch ein dreiteiliges Kunststoffelement ersetzt. An diesem befindet sich ein Schlauch, der zu einer kleinen Pumpe im Hodensack führt. Dritter Teil ist ein in der Bauchhöhle untergebrachtes Flüssigkeitsreservoir. Drückt der betroffene Mann auf die Pumpe, fördert diese die Flüssigkeit in die künstlichen Schwellkörper, so dass sich eine Erektion bildet.

A. Martin Steffe