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Die Darm-Leber-Hirn-Achse

Ein Fall für die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren

Wenn es um die wertvollen Fischöle Omega-3 und Omega-6 geht, so ist ihr Verhalten im Darm von zwei Seiten aus zu betrachten: Einerseits ist ein gesunder Darm Voraussetzung dafür, dass diese Fettsäuren überhaupt aufgenommen werden können. Andererseits kann ihr Fehlen ein schlechtes Funktionieren des Darmes oder eine Zunahme von Beschwerden erklären. Es reicht daher nicht, wenn man meint, mit Basenpulver einen gestörten Säure-Basen-Haushalt wieder in Ordnung zu bringen. Das Problem ist nur an der Wurzel zu packen, indem auch die Gabe von anabolen Peptiden, Aminosäuren, Vitamine der B-Gruppe, Probiotika, basische Zitraten und lösliche Ballaststoffen geprüft wird. Sie können ermöglichen, dass sich Mukosa und Mikrobiotika regenerieren und dann auch die Fettsäuren Omega-3 und -6 besser aufnehmen.

Magen und Darm sind auch Hormondrüsen

Aus der Darmwand werden etwa 20 verschiedene Enterohormone ausgeschüttet. Diese steuern nicht alleine die Aufnahme der Nährstoffe im Darm, sondern sie greifen regulierend auch in die Zentren des Hypothalamus im Gehirn ein. Die Vorstellung von einer "Darm-Leber-Gehirn-Achse" ist also keineswegs nur ein Denkmodell der Mediziner, sondern dieser Zusammenhang und Regelkreis ist erwiesen. Wenn nun aber das Milieu im Darm nicht in Ordnung ist, kann auch das Hormonsystem so sehr beeinträchtigt werden, dass Stresshormone wie etwa Cortisol dauerhaft ansteigen.

Die günstige Wirkung der Fettsäuren auf das Gehirn wurde von Wissenschaftlern der Charitéé-Universitätsmedizin untersucht. Ihre zwischen 60 und 80 Jahre alten Patienten wiesen schon nach nur sechs Monaten Behandlung mit diesen natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln deutlich verbesserte Erinnerungsfähigkeit und verbessertes Gedächtnis auf. Der Erfolg wirkte sich so positiv auch auf die Selbstständigkeit der Patienten aus, dass die Wissenschaftler nun überprüfen wollen, ob die positiven Wirkung durch eine Kombination mit B-Vitaminen noch zu steigern sind.

Der menschliche Körper kann die essenziellen Fettsäuren Omega-3 und -6 nicht selber herstellen. Sie müssen ihm regelmäßig mit der Nahrung zugeführt werden. Denn sie sind ein lebenswichtiges Element in Augen, Nebennieren und Hirn. Wenn man die Bedeutung der Fettsäuren Omega-3 und -6 verstehen will, so hilft es, auf das Inflammasom zu schauen. Das ist ein Bestandteil des angeborenen Immunsystems und wurde 2002 von Jürg Tschopp entdeckt. Es ist ein Sensor für Gefahren im Körper, und wenn es aktiv wird, beginnt eine Entzündung. So können zerstörtes oder defektes Gewebe und Schleimhäute repariert werden. Wenn jedoch diese Regelung entgleist, können sich daraus schwere Erkrankungen ergeben wie Gicht, Schlaganfall, Herzinfarkt, Krebs und viele Autoimmunerkrankungen. Hier kommen wieder die beiden Fettsäuren ins Spiel; denn sie können die Abwehrmaßnahmen des Körpers ins rechte Lot bringen und schließlich vollständig abklingen lassen. Das ist wichtig, weil viele Erkrankungen als Folge einer ständigen, versteckten Entzündung zu erklären sind. Dieser Erklärungsansatz tauchte auch in vielen verschiedenen Vorträgen zu ganz unterschiedlichen Krankheitsbildern auf dem Internisten-Kongress 2023 in Wiesbaden auf.

Mangel an Omega-3-FS begünstigt den Dauerbefall mit Viren

Wer sich mit den Fettsäuren Omega-3 und -6 gut versorgt, darf davon ausgehen, dass er oder sie in vielerlei Hinsicht davon profitiert. Etwa mit einer Stärkung des Immunsystems, verbesserten Fließeigenschaften des Blutes, besserer Durchblutung des Gehirns, einer Vorbeugung gegen Demenz, gutem Herzrhythmus, guter Sehkraft, schneller Wundheilung, normalem Blutdruck, erhöhter Fruchtbarkeit und guter Leberfunktion. Ausreichend versorgen kann man sich mit den Fettsäuren durch Einnahme von Kapseln oder flüssigen Omega-3-Präparaten, die sich gleich in die Ernährung einbauen lassen. Man ist nicht auf Kaltwassermeeresfisch angewiesen, sondern Algen sind eine gleichwertige Quelle.

Kongress der Dt. Gesellschaft für Innere Medizin (DEGIM). Wiesbaden, 22.-24.4.2023 (diverse Seminare). Rössler, Antje: Darmgesundheit und Mega-3-Fettsäuren. Sonderdruck. Külzow, Nadine: Omega-3-Fettsäuren wirken nachweislich positiv auf das Gehirn. Sonderdruck.

A. Martin Steffe