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Buchbesprechungen

Die Kohlenhydrat-Lüge

Bloße Rezepte genügen zum Abnehmen nicht mehr

Viele Diäten sind schlecht bis schädlich. Viele Versuche sind wegen des späteren Jojo-Effekts vergeblich. Die Kritik an Abnehmversuchen und Ernährungsweisen nimmt eher zu. Was aber soll eine übergewichtige Person machen? Was bleibt denn noch, das man wirklich guten Gewissens tun kann?

Die „Kohlehydrat-Lüge“ aus dem Thieme-Verlag kann hier der Wegweiser sein. So viel steht fest. Es muss nur gesagt sein, dass der Wegweiser nicht leicht zu lesen ist. Der erfahrene Mayr-Kurarzt Erich Rauch schreibt zwar zuweilen erfreulich drastisch und ohne Blatt vor dem Mund. Doch ein linear und kompakt aufgebautes Buch wäre der Sache dienlicher als das ständige Kreisen um dasselbe Thema. Dienlicher, weil es leichter zu befolgen wäre. Bei einer Wiederauflage sollte der Text stärker lektoriert werden anstatt dass man dem „Original“ huldigt. Diese Gestaltungskritik muss gesagt werden, damit deutlich wird: Das Buch ist der Wegweiser! Man braucht kein anderes! Die etwas mühsame Lektüre darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diejenigen, die gesund abnehmen wollen, keine zehn Bücher brauchen sondern nur dieses.

Es fängt damit an, dass Rauch zu erläutern weiß, was durch schlechte Ernährungsweisen physiologisch im Körper passiert ist, warum es zu diesen oder jenen extremen Symptomen der schlechten Ernährung kommt, und vor allem, warum der Körper Zeit braucht, bis er die diskreten Ernährungsschäden überwunden hat. Rauch kennt auch andere Diätstrategien und weiß, die Mayr-Kur mit der Lutz-Diät, den Blutgruppen-Deutungen von Peter d’Adamo, das Montignac-Konzept zu vergleichen. Erfreulich, dass diese hier genannten gar nicht weit auseinander liegen sondern nur verschiedene Ansätze auf dem Weg zum selben Konzept sind.

Entscheidend aber ist, dass Rauch die Schädlichkeit der Kohlenhydrate zu erläutern weiß. Es gibt einem Rätsel auf, wieso die einseitige Absegnung der Kohlenhydrate in unserer heutigen Zeit sich so verbreiten konnte. Denn das Speicherhormon Insulin als Hauptverursacher ist ja längst bekannt. Aber – und das ist das Entscheidende – Kohlehydrate und Fette wurden nicht richtig bewertet. Was mit den Glyx-Werten der Kohlehydrate mittlerweile schon etwas bekannt (wenn auch sicher nicht geläufig) geworden ist, darf nicht nur als eine Begleitung nach Art einer Kalorientabelle unterschätzt werden. Wenn schon Kohlehydrate, dann sind ihre Glyx-Werte sehr ernst zu nehmen. Dazu gehören auch die möglichen verschiedenen Zubereitungsarten von beispielsweise Kartoffeln. Fette werden grundsätzlich falsch negativ bewertet (und Rauch erläutert, warum und wie). Auch ihre Wertigkeiten zwischen Rapsöl und Kokosöl sind sehr ernst zu nehmen. Kohlehydrate mit dem Übergewicht, dass sie heute in der westlichen Ernährung haben, sind der unterschätzte Feind, da sie mit dem Speicherhormon Insulin korrelieren. Fette demgegenüber sind sowohl als Schutz vor den bloßen Kohlehydraten als auch von ihrem Nährwert per se neu zu entdecken. In dem Sinne ist die heute erforderliche Kost wiederum einfacher, als es zunächst scheinen mag. Und wer noch fürchtet, dann sei alles ungenießbar, der schaue sich die Rezepte am Schluss des Buches an. So fantastisch kann „Diät“ sein! Zum Schwelgen.

A. Martin Steffe

Rauch, Erich, Peter Mayr: Die Kohlenhydrat-Lüge. Was an den gängigen Ernährungslehren falsch ist. Stuttgart 2011 (Trias), 151 Seiten.
ISBN 978-3-8304-3915-8. €