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Männerbewegung, Teil zwei

Eine Zeit lang war der Markt der Bücher über Männer von aufdeckenden Werken beherrscht. Von Werken, die eine vollständigere Dimension des Mannseins beschrieben, als meistens in der westlichen Welt gelebt wurde, über Einseitigkeiten, Ängste, Irrtümer oder aber auch über Seiten des Männerlebens, die es neu zu entdecken und wahrzunehmen galt. Darunter befanden sich auf das Zentrale zielende Bücher wie „Der wilde Mann“ oder „Die Masken des Maskulinen“ von Richard Rohr ebenso wie Einzelheiten beschreibende wie das nunmehr sogar verfilmte „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ der Australier Allan und Barbara Pease. Diese Bücher haben alle ihr Verdienst. Frage ist nur: Wie geht es jetzt weiter? Was kann der einzelne Mann sich jetzt vornehmen?

Dieser neuen jetzt erforderlichen Weiterführung des Themas ebnet das Buch von Malessa und Giesekus die Bahn. Das geschieht einerseits, indem sie Probleme in einer Ausführlichkeit beschreiben, die ihnen bisher noch nicht gewidmet wurde. So genau fand ich noch nirgendwo beschrieben, wieso der Islam in seine aktuelle Zerreißprobe geriet. So genau fand ich noch nirgendwo beschrieben, warum die Übersexualisierung der öffentlichen Welt so verheerend gerade für Männer ist. So nüchtern fand ich noch keine Bestandsaufnahme, wie denn nun die heutigen Väter eigentlich beschaffen sind. So klug war noch kein Buch darin, nicht nur Phänomene aufzuzeigen, sondern auch ihre tatsächlichen Erklärungen als auch Wirkungen zu beschreiben. Gerade durch diese Genauigkeit kann es das Gespräch in Männergruppen fördern.

„Sein Anzug war vom Schneider. Er selbst war von der Stange.“

Die erforderliche Weiterführung aber geschieht andererseits auch dadurch, dass es den Autoren gelingt aufzuzeigen, wohin der Weg wirklich gehen kann. Auch hier war nach meinem Überblick noch kein Buch so genau und ausführlich. Das entscheidende Stichwort der Autoren ist die „Echtheit“. Das ist schnell gesagt. Um es in ihrem Sinne zu verstehen und in seiner Tragweite würdigen zu können, muss man schon das Kapitel lesen. Das Wort birgt tatsächlich mehr. Denn wer echt ist, ist auch am ehesten grundsätzlich wandlungs- und in jeweiligen Situationen anpassungsfähig. Ganz im Gegensatz zu Männern, die sich nach nur vorgegebenen, erwarteten oder sogar nur vorgestellten Strukturen richten und für Ausdruck einer Persönlichkeit halten, was in Wirklichkeit nur Starrsinn oder Zwangsneurose ist. So etwa nach peinlicher ADAC-Gauvorsitzenden-Art „Isch verspresche eusch, isch werde misch nischt ändern!“ (original auf einer Mitgliederversammlung nach Wiederwahl). Könnte es sein, dass in den jüngsten Jahren viele Chefs in Großunternehmen nur deswegen Leute entließen, weil es die Chefs in anderen Firmen taten, und man sich ihnen gegenüber auch als stark beweisen wollte?

Malessa und Giesekus schreiben in einer nüchternen, alltagsnahen Sprache ohne Mätzchen. Das überrascht angesichts eines Verlages, in dem sonst eher weltferne idyllisierende Bücher zu Hause sind. Glückwunsch! Vielleicht begreifen jetzt auch christliche Verlage, wie das Evangelium heute neu interpretiert und gesagt werden muss. Die aufwendige Seitengestaltung des Buches erleichtert zu dem die intensive Arbeit mit ihm.

A. Martin Steffe

Andreas Malessa/Ulrich Giesekus: Männer sind einfach, aber sie haben’s nicht leicht. Brunnen Verlag, Gießen 2007. ISBN 978-3-7655-1398-5. €19,95