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Extreme Fehlverteilung der Gelder gegen Osteoporose

Nur eine Minderheit wird richtig behandelt

In Deutschland sind nach jüngsten Erhebungen (BONE-EVA) hochgerechnet 7,8 Millionen Menschen über 50 Jahren an Knochenschwund (Osteoporose) erkrankt. Für diese Patienten geben die Kassen insgesamt die unglaubliche Summe von über 5 Milliarden Euro aus. Das ist etwa so viel wie für Diabetes anfällt und beinahe halb so viel wie für bösartige Erkrankungen. Der größte Teil dieser Gelder entfällt bei Osteoporose auf Krankenhausbehandlung, nämlich 61,3 Prozent. Tatsächlich erleiden aber derzeit nur rund 333.000 der betroffenen Personen einen Knochenbruch. Das bedeutet, dass für diese Minderheit der Betroffenen von nur 4,3 Prozent der größte Teil der Summe (61,3 Prozent) aufgewandt wird. Daraus ergibt sich für die Medizin die klare Aufforderung zu einem Umdenken: Es darf nicht an den Medikamenten gespart werden, hier muss mit den Medikamenten gespart werden.

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Die osteoporosebedingten Knochenbrüche kosten so viel, weil sie sich so verheerend auswirken. Die Krankenhaustherapie eines solchen Knochenbruchs kostet 9.962 Euro. Aber nur ein Drittel der Patienten kommt danach wieder nach Hause: Die meisten benötigen noch eine aufwändige Rehabilitationsbehandlung oder müssen gleich in ein Pflegeheim. Demgegenüber nehmen sich die Jahrestherapiekosten der Medikamente in Höhe von 281 Euro als bescheiden aus. An der Spitze der Knochenbrüche steht nämlich die Hüftfraktur. Mit deutlichem Abstand folgen Handgelenk, Lendenwirbelsäule und Rippen. Alle Frauen, die eine Schenkelhalsfraktur erleiden, kommen ins Krankenhaus. Nicht weniger als 82 Prozent von ihnen müssen in eine Rehabilitationsklinik überwiesen werden. Ein Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt leben nur 65 Prozent wieder zu Hause. Siebzehn Prozent der Patientinnen sind dann verstorben, 18 Prozent benötigen weiterhin Pflege.

Nur 15 Prozent der Gelder für Medikamente

Kostentreiber sind bei diesem schweren und gefährlichen Krankheitsbild nicht etwa die Knochendichtemessungen. Denn tatsächlich werden viel weniger solcher Messungen gezählt als Menschen Brüche erleiden – allein aufgrund der Knochendichtemessungen ließen sich also wahrscheinlich noch manche Brüche abwenden. Überraschend ist aber, dass innerhalb der für Medikamente ausgegebenen Gelder unspezifische Schmerzmittel den größten Teil ausmachen. Nicht weniger als 90 Prozent aller Osteoporose-Patienten wurden mit Schmerzmitteln versorgt. Aber nicht einmal mit der Basistherapie, der Gabe von Kalzium und Vitamin D, wurden die Patienten ausreichend versorgt, nämlich nur 17 Prozent. Nur eine Minderheit von etwa 20 Prozent der Patientinnen und Patienten erhielt die spezifischen Medikamente gegen Osteoporose. Dabei werden diese Medikamente (hauptsächlich Bisphosphonate) vom Dachverband für Osteologie e.V. (DVO) ab einem bestimmten Knochenbruchsrisiko empfohlen. Zur Feststellung dieses Risikos ist eine Knochendichtemessung gar nicht einmal erforderlich. Dem Arzt stehen auch andere Tests zur Verfügung, mit denen er das Risiko klar erkennen kann.

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Nicht Geld nach dem Unfall, sondern für die Gesundheit

Die Gabe von Kalzium und Vitamin ist heutzutage unstreitig in der Therapie von Knochenschwund und der Abwehr von knochenschwund-bedingten Brüchen. Sie alleine kann den Schwund und die Folgegefahren jedoch nicht aufhalten. Die Gabe von spezifischen Medikamenten gegen den Abbau der Knochen ist unerlässlich. Wenn Patienten jedoch Kalzium, Vitamin D und Bisphosphonate gemeinsam einnehmen, so verstärkt sich die Wirkung aller drei Medikamente.

Dabei ist nur zu beachten, dass die drei Mittel nicht zur gleichen Zeit eingenommen werden. Aus diesem Grunde gibt es auf dem Markt jetzt eine Kombinationspackung, in der alle drei Medikamente in der richtigen Dosis nach dem Schema „1 plus 6“ präsentiert sind. Die Patienten können sich dadurch leichter merken, dass sie an einem Tag in der Woche Bisphosphonat einnehmen, an den anderen sechs Tagen Kalzium und Vitamin D. Die Kombination weist dennoch den niedrigsten Tagestherapiekostensatz unter allen vergleichbaren spezifischen Medikamenten auf. Die bisherigen Testpersonen äußerten sich dankbar für die übersichtliche Präsentation und Hilfe, die drei Substanzen, Tablette und Brausepulver, richtig einzunehmen. Die Packung ist für eine Einnahmedauer von drei Monaten vorgesehen.

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Die Korrektur der Osteoporosebehandlung könnte in Deutschland zu sensationellen Einsparungen führen. Denn die jüngste amerikanische Therapiestudie (REAL) unter nicht weniger als 34.000 Frauen wies nach, dass die Gabe des Bisphosphonats Risedronat (Actonel®) schon nach nur sechs Monaten Therapiedauer die Zahl der Hüftfrakturen um 46 Prozent senkte. Nach 12 Monaten beobachteter Therapie war der Anteil der Frauen ohne Hüftfraktur sogar auf 50 Prozent gestiegen. Das galt sogar für die Frauen, deren Gesundheitszustand insgesamt schlechter war als der mancher Frauen, die einen Knochenbruch erlitten.

Aus diesem Problemfeld der älteren Generation fällt auch ein Warnlicht auf die jüngste Generation. Entscheidend für den Schutz vor Knochenbrüchen und Stürzen ist auch, wie trainiert die Muskeln sind. Angesichts der Bewegungsarmut und des steigenden Körpergewichts unter jungen Menschen muss man davon ausgehen, dass die Kostenlawine langfristig eher noch schlimmer wird. Der Schulsport muss dringend gefördert und ausgebaut werden, weil die Bänder im Körper nach der Pubertät nie mehr zu ihrem Maximum hochtrainiert werden können.

Königstein, im Februar 2008, A. Martin Steffe