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Es kommt Bewegung in die Hauttherapie!

Kortisone sind jedoch nicht zu ersetzen

Bühlerhöhe (ams). Lebhaft begrüßt von Ärzten und Patienten wurde der Auftritt der neuen Wirkstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus auf dem Gebiete der Behandlung schwerer Hautkrankheiten wie des atopischen Ekzems (Neurodermitis), der Kontaktekzeme und der Schuppenflechte (Psoriasis). Diese Reaktion ist verständlich, da ja immer ein neues Medikament freudig angenommen wird, wenn eine Erkrankung bis dahin nicht vollständig beseitigt werden konnte, und sich mit dem Neuling auf dem Markt auch neue Hoffnung verbindet. Darüber hinaus sind die derzeit führenden Medikamente auf diesem Gebiet, die Kortisonpräparate, grundsätzlich bei Patienten nicht beliebt - zu Unrecht. Da sie die entsetzlichen Beschwerden wie auch die Neurodermitis nicht beseitigen, sondern nur erheblich vermindern können, kann es sein, dass sich unter manchen Patienten aus ihrer Enttäuschung eher noch mehr Aversion gegen diese in Wirklichkeit wertvollen, sicheren und leicht einzusetzenden Medikamente bildet.

Steroideinsatz folgt den Stadien des KrankheitsbildesPD Dr. med. Dr. med. habil. Rolf-Markus Szeimies

Die Wiederherstellung der Integrität der Haut ist bei akuten toxischen ebenso wie chronischen, allergischen Ekzemen das Ziel der Therapie. Zum Einsatz bei beiden Kontaktdermatitiden kommen in erster Linie topisch anwendbare Glukokortikosteroide (z.B. Dermatop ® ), berichtete Rolf-Markus Szeimies, Privatdozent der Universitätsklinik Regensburg. Szeimies rät allerdings zu einem Einsatz der Steroide, der sich den Stadien des Krankheitsverlaufs anpaßt. Ist das Ekzem noch blasig und erosiv, empfiehlt er wenig fettende, eher austrocknende Lotionen oder Schaum. Hat die Heilung eingesetzt oder haben sich licheninfizierte Herde gebildet, können Cremes und Salben verabreicht werden.
Bei starkem Juckreiz kann zusätzlich ein Antihistaminikum gegeben werden. Ist das Ekzem abgeheilt, so sind die schädigenden Einflüsse dauern zu meiden, und die Haut ist mit rückfettenden Salben oder Cremes zu schützen.

Schwierig ist für Arzt und Patient in manchen Fällen die Detektivaufgabe, den Auslöser des Kontaktekzems zu ermitteln. Zumal allergisches Geschehen sich auch erst nach Jahren der Belastung zeigen kann. Oder auch bei Gebrauch eines an sich nützlichen Arzneimittels wie dem Johanniskrauttee wird zu leicht vergessen, dass der Körper fotosensibilisiert wird und mit Sonnenbrand reagiert.

Immunsuppressiva fünfmal teurer als neueste Steroide

Zur Zurückhaltung gegenüber den neuen Wirkstoffen Tacrolimus und Pimecrolimus (in den USA erhältlich) raten die Dermatologen, weil die langfristige Sicherheit dieser Wirkstoffgruppe noch nicht ermittelt werden konnte. Zum anderen handelt es sich bei den neuen Publikumslieblingen um Immunsuppressiva, also Medikamente, die die Immunreaktion des Körpers gezielt herabsetzen, jedoch die dringend benötigte antientzündliche Wirkkomponente ist bei den neuen Wirkstoffen nicht gegeben. Insofern stellen sie wohl eine gute Ergänzung vor allem in den nichtakuten Phasen der betroffenen Hautpatienten dar. ‘Auch sind sie eine wertvolle Hilfe, wenn die betroffenen Hautgebiete von einer Herpesinfektion zusätzlich betroffen sind. Die langjährig bewährten Corticosteroide sind jedoch keinesfalls erübrigt worden. Rund 16 Prozent der Menschen mit atopischen Ekzem weisen einen schweren Krankheitsverlauf auf, und sie benötigen ein komplexes Schema von Therapeutika. Rund 84 Prozent jedoch weisen die leichteren Krankheitsformen auf und benötigen normalerweise nicht mehr als ein Medikament - meistens ein Steroid.

Die Basispflege wird vernachlässigt!

Mit dem Wort „Basispflege” verbinden Ärzte, Patienten und Angehörige die Vorstellung, dass diese Pflege auch geschieht. Untersuchungen haben gezeigt, dass das keineswegs der Fall ist. Nicht einmal Mütter schwer befallener Kinder halten das Mindesmaß der Pflege (Cremen, im Sommer täglich Lichtschutz) aufrecht. Aber die Basispflege hilft nachweisbar. Jedes vom Arzt gewählte Verfahren gewinnt durch Entspannungstechniken. Die beste Primärprävention bei kleinen Kindern ist das lange Stillen und der Tabakverzicht der Eltern. Ob Laktobazillen eine Schutzwirkung vermitteln, ist noch nicht hinreichend sicher erwiesen, so dass es verallgemeinert werden könnte.

Dermatop kurzfristig auch bei Sonnenbränden

Noch immer fürchten viele Patienten, dass die ihnen verschriebenen Kortisole die Haut verdünnen oder sie aufschwemmen könnten. Es gibt aber erstens vier verschiedene Hauptgruppen der Steroide, zweitens befinden sie sich in der mittlerweile 4. Generation ihrer Entwicklung und Herstellung. Die von den Patienten befürchteten Nebenwirkungen treffen auf die in der Dermatologie angewandte Wirkstoffgruppe überhaupt nicht zu. Siegfried Nolting, Münster, setzt das Glukokortikosteroid sogar kurzfristig zur Behandlung von Sonnebränden ein. Die Schuppenflechte der behaarten Kopfhaut spricht ebenfalls gut auf nächtliche Folienverbände mit Prednicarbat-Creme an.

Einteilung und Schwere der Schuppenflechte hängen nicht immer zusammen

Die Schuppenflechte (Psoriasis) tritt mit einer Häufigkeit von 2,71 Prozent gar nicht einmal so selten auf. Dieser Wert wurde anhand einer Bevölkerungsstichprobe unter 665 Personen im Dresdner Raum ermittelt. Aus ihr ergab sich auch, dass über dieses Krankheitsbild völlig unzureichend aufgeklärt wird.

Die Schuppenflechte ist gemäß ihrem Erscheinungsbild, dem genauen Ort ihres Auftretens, dem Zeitpunkt ihres Auftretens (bis zum 25. oder nach dem 35. Lebensjahr) und möglichen weiteren Komplikationen (Gelenkbefall) gut beschrieben und wird gemäß diesen Kriterien eingeteilt. Allerdings geht diese Einteilung nicht immer mit der Schwere des Krankheitsbildes einher. Weitere internationale Einteilungsskalen treten hinzu. Standard ist, dass die Erythrodermie, die generalisierte Psoriasis pustulosa und die Psoriasis arthropathica immer auch systemisch und nicht nur örtlich behandelt werden.

Zur örtlichen Behandlung greifen die Ärzte heute auf die Klassiker Anthralin, die Steroide, Vitamin-D³-Analoga und das Retinoid zurück. Teer- und Magnesiumbäder (Totes Meer) ergänzen die Vergabe dieser Medikamente. Steroide sind beliebt, weil ihre Wirkung schnell eintritt. Experimentiert wird noch mit dem aus der Organtransplantation bekannten Immunsuppresivum Cyclosporin A, mit Nagellack, Tacrolimus Maxacalcitol und Daivobet.

A.Martin Steffe

Im Brennpunkt: Der chronisch hautkranke Patient. Presseworkshop der Aventis Pharma Deutschland GmbH, Bühlerhöhe, 5.7.2002