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Zwei Brötchen oder über 1 Kilo Kürbis?

„Right Carb“, nicht „Low Carb“, ist die Devise

Wenn Menschen heutzutage sich keine Mühe mehr mit dem Abnehmen machen wollen, kann es daran liegen, dass es in der Vergangenheit zu viele Diätprinzipien gab, die alle nicht auf Dauer ihre Jünger schlank hielten. Reaktion: Die Kostprinzipien sind falsch oder schlecht.

Das stimmt nicht ganz. Die vielen bekannten Schlankheitsdiäten wie die fleisch- und fettreiche Atkins-Diät oder die aktuelle Niedrig-Kohlehydratwelle sind geeignet, Menschen in kurzer Zeit rasch abnehmen zu lassen. Sie sind bloß nicht geeignet, als Dauerernährungs-Prinzip beibehalten zu werden. Dazu muss etwas Anderes her.

Dieses „Andere“ ist völlig unaufwendig zu bekommen und gar kein dickes Buch. Karin Hofeles Ratgeber im Postkartenformat, nur 94 Seiten stark, verdient, als „Ernährungsbibel“ mitgenommen zu werden, denn dieser Ratgeber leistet genau das, worauf es ankommt: in einfacher, klarer Sprache den Weg zu der richtigen Ernährung zu weisen, durch die man lebenslang schlank und gesund bleiben kann.

Die Säulen des Büchleins sind in der Tat der aktuell propagierte Glykämische Index und seine Verfeinerung zur Glykämischen Last. Anhand dieser Werte lernt man unterscheiden, was für Unterschiede es gibt, sich 20g Kohlehydrate zuzuführen (2 Brötchen oder über 1 kg Kürbis) Nur ist es so wohltuend differenziert, dass man damit umgehen kann. Hauptinstrument von Hofeles Ratgeber sind die Lebensmitteltabellen, die nicht nur Zutaten sondern auch Fertiggerichte und typische Restaurantgerichte umfassen. Die Autorin schließt in ihren Tabellen sogar Kalorienwerte der Lebensmittel und manchmal auch der Energieleistung ein. Aber diesem Teil gehen gute Erklärungen voraus, die die Skepsis der Jojo-Effekt-geplagten Abnehmewilligen überwinden, und die Kalorienwerte sollen nicht schon wieder das Rechnen lehren, sondern sie wollen das Gefühl für Lebensmittel verbessern helfen.

Wie viel man von dem einen oder anderen isst, hängt an vielen Bedingungen außer der Nährstoffzusammensetzung selbst. Ist jemand Freizeit- oder Profi-Sportler? Hat jemand bereits Diabetes oder eine Veranlagung zur Gicht? Isst jemand schon vegetarisch oder bloß den sich anbietenden Imbissketten entlang? Danach richtet sich unter anderem, wie intensiv die glykämischen Werte beachtet werden müssen. Während beispielsweise Hülsenfrüchte grundsätzlich sehr zu empfehlen sind, muss jemand, der familiär mit Gicht zu tun hat, diese Gemüse weglassen.

Und so wird der Weg weiter in wohltuender differenzierter Weise eröffnet: Müssen es doch einmal aus Zeitgründen Fertiggerichte sein? Dann lieber Tiefkühlkost, weil sie die Nährstoffe besser bewahrt als andere Konservierungsverfahren. Aber dann auch lieber solche, die noch nicht mit Soßen versetzt sind. Appetit auf Pizza? Aber dann lieber eine mit ganz dünnem Boden und dicker Gemüseschicht. Hunger auf Nachspeise? Warum dann nicht mit Agavendicksaft süßen, der glykämisch gesehen erstaunlich positiv zu bewerten ist.

Zu diesen und weiteren rein ernährungsbezogenen Hinweisen (Ballaststoffe, Getränkearten) kommen bei Karin Hofele aber auch solche der Lebenspraxis. Einkaufen sollte man nie hungrig sondern nach Einkaufsliste oder festem Programm; denn was gekauft wird, wird früher oder später ja auch tatsächlich gegessen. Der Anforderung, das „mehr Gemüse und Obst“ auch heißt: „häufiger frisch einkaufen“ kann man durch ein Gemüseabonnement begegnen.

Von daher kann dieses kleine Buch aus dem Stuttgarter Trias-Verlag wirklich jedem empfohlen werden, der gesunde Ernährung verwirklichen will oder denen, die es eigentlich mal wollten und danach frustriert aufgaben. Man kann sich gesund ernähren, und jedem ist das Schlankwerden möglich.

A. Martin Steffe

Karin Hofele: Richtig einkaufen mit glykämischem Index. Stuttgart (Trias), 2005.
ISBN 3-8304-3269-0