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Bluthochdruck: Das klinisch Notwendige wird in der Praxis nicht durchgesetzt

Dialysepflichtigkeit läßt sich verschieben

München (ams). In der weltweit umfangreichsten Untersuchung ermittelte die Studie HYDRA unter 1.912 Arztpraxen und 45.125 Patienten die Versorgungslage und Therapiesituation der Bluthochdruckpatienten in Deutschland. Dabei kam unter anderem heraus, dass sich unter Bluthochdruckkranken mehr Diabetiker finden, als im Gesundheitsbericht der Regierung angegeben worden war. Ferner ist fraglich, ob die aktuellen Leitlinien für die Behandlung der Bluthochdruckkranken die tatsächlichen Größenordnung und die Versorgungserfordernisse ausreichend berücksichtigen. Die medikamentöse Versorgung der Patienten ist suboptimal, und leider erreichen die nichtmedikamentösen Therapiemaßnahmen ihr Ziel am schlechtesten. Unter den Patienten mit Diabetes und Bluthochdruck haben 17 Prozent sechs Zusatzdiagnosen. Von allen diagnostizierten Hypertonikern sind 70 Prozent nach wie vor hyperton.

Unter 16 Millionen Bluthochdruckkranken in Deutschland sind 11 Millionen bekannt, 5 Millionen unbekannt; 9 Millionen therapiert, 2 Millionen nicht therapiert und nur 4 Millionen tatsächlich normoton, etwa 5 Millionen immer noch nicht normoton.

Leicht machbare Diagnostik nicht vernachlässigen

Jeder 2. Dialysepatient ist Diabetiker. Die Mikroalbuminurie-Testung ist ein sicherer Marker, anhand dessen der Arzt noch besser als mit der Proteinurie feststellen kann, ob eine Nierenschädigung vorliegt. Es handelt sich um eine Albuminausscheidung zwischen 20 und 200 Mikrogramm/min. Dabei ist die Mikroalbuminurie nicht nur Hinweis auf eine beginnende Nierenschädigung sondern auch auf Schäden größerer Blutgefäße und vorzeitigen Tod durch Erkrankung der Herzkranzgefäße, betonte Dr.Dikow, Heidelberg. Eine festgestellte Mikroalbuminurie wäre also immer Anlaß, die Risikofaktoren ebenfalls zu behandeln, und vor allem den Blutzucker strenger einzustellen und die Eiweißzufuhr einzuschränken. Eine Mikroalbuminurie trat auch merklich häufiger in den Fällen auf, in denen die Patienten auch unter Netzhautstörungen litten.

Weitere Hinweise aus der HYDRA-Studie sind, dass grundsätzlich mehr Männer als Frauen eine Albuminurie entwickeln, dass schon unter Testpersonen ohne Hypertonie oder Diabetes ihr Vorhandensein bei 15 (Männer) und 6 Prozent (Frauen) liegt, dass sie unter insulinspritzenden Diabetikern häufiger als unter nur oral behandelten vorkommt. Hohes Alter, schlechte Blutdruckeinstellung und Retinopathie sind Vorhersager für Mikroalbuminurie und Nierenschädigung.

Teuerste Folgeschäden an ihrem Fortschreiten hindern

Die HYDRA-Studie ergab, dass dieser sichere und effiziente Marker viel zu selten eingesetzt wird. Nahezu 50 Prozent der Ärzte gaben an, nie oder nur gelegentlich auf Mikroalbuminurie zu testen. Hingegen ermittelte HYDRA eine Zahl von nicht weniger als 15 Prozent der 16-50jährigen Bluthochdruckkranken mit Mikroalbuminurie und einen Anstieg auf 30 Prozent unter den 80jährigen. Doch auch in nur einem Drittel der Patienten mit nachgewiesener Mikroalbuminurie hatten die Ärzte die vorliegende Nierenschwäche diagnostiziert. In ihrem frühen Stadium also wird die Nierenschädigung zu selten erkannt. Außerdem sollten die Medikamente vorgezogen werden (AT1-Antagonisten, ACE.Hemmer), die das Fortschreiten der Nierenschädigungen verzögern können.