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Kurznachrichten aus der Medizin


Allergien genauer beherrschen können

Wenn ein Mensch eine Lebensmittelallergie entwickelt, setzt bei ihm eine solche Abwehrreaktion ein, als ob ein Parasit durch seine Haut käme. In einem solchen Falle ist die Abwehr des Körpers sinnvoll, bei Lebensmitteln stellen sie jedoch eine Fehlreaktion dar. Grundsätzlich kann der Körper gegen alle fremden Substanzen derart überschießend reagieren, und man hat in der Tat den Eindruck, dass Allergien zunehmen. So etwa gibt es bereits rund eine Million Menschen in Deutschland, die keine Soja-Produkte vertragen – ein Lebensmittel, das erst in der jüngeren Vergangenheit zu uns kam. Experten von vier Fraunhofer-Instituten sind dabei, Allergien von zwei Seiten her zu bekämpfen. Ist ein Lebensmittel allergen, dann ist es das jedoch nicht vollständig, sondern nur gewissen Stellen eines Proteins lösen die allergische Reaktion aus. Diese Stellen werden derzeit an der Sojabohne analysiert. Zugleich wird erforscht, ob man die Proteine so verändern kann, dass der Körper sie nicht mehr als Allergene erkennt. Man versucht dadurch, das allergene Potential von Nahrungsmitteln zu verringern. Ein Test, zu dem nur ein Tropfen Blut benötigt wird, soll bis 2020 fertig sein und niedergelassenen Ärzten möglich machen, bei ihren Patienten einzugrenzen, auf welche Stellen der Proteine ein Patient genau reagiert – beispielsweise eine wirkliche Sojaallergie, jedoch keine Birkenpollenallergie. Derartige Kreuzreaktionen können die herkömmlichen Prick-Tests nicht unterscheiden.

Fraunhofer-Magazin "weiter vorn" 1/18

Krebsgewebe genauer eingrenzen

Mit bloßem Auge kann der Mensch gesundes von Krebsgewebe nicht unterscheiden. Zu erfolgreichen Operationen ist das aber erforderlich, ganz besonders bei mikroinvasiven Eingriffen. Fraunhofer-Experten haben nun ein Verfahren entwickelt, unterschiedliche Gewebearten farblich zu unterscheiden. Bisher helfen sich die Chirurgen mit fluoreszierenden Substanzen. Das aufwendige Linsensystem aber verdunkelt das Bild wiederum in der Weise, dass der Operateur nur das Krebsgewebe, nicht das umgebende erkennen kann. Er muss sich merken, wo er schneiden muss. Das vom Fraunhofer-Institut entwickelte neue Verfahren kann gesundes und krankes Gewebe gleichzeitig zeigen und kann mehrere Fluoreszenz-Stoffe sogar in unterschiedlichen Farben darstellen. Ferner können sogar Nerven und Blutbahnen farblich dargestellt werden, so dass der Arzt noch besser erkennen kann, wo er besonders vorsichtig schneiden muss. Das betrifft besonders Gehirnoperationen. Bisher wird die Technik schon zur Diagnose genutzt. Ein handhabbares Gerät für die Operationssäle soll im Laufe des Jahres 2019 in Serie gehen.

Fraunhofer-Magazin "weiter vorn" 1/18

Apps helfen in der Therapie

Von außen scheint es, als schaue die Person irgendwelche Nachrichten auf dem Mobiltelefon an. Dank eines EU-Projekts (neun Partner aus fünf europäischen Ländern) aber wird es in Zukunft mehr Menschen geben, die auf eine App schauen, um ihre Krebsbehandlung genauer steuern zu können. "iManageMyHealth" (Ich steuere meine Gesundheit) wird diese App genannt. Auf ihr kann man Beipackzettel lesen, Tagebuch schreiben, Daten eingeben und personalisierte Ratschläge bekommen. Grundlage einer solchen App ist eine persönliche Gesundheitsakte (iPHR) auf einem Webserver. Zu dieser Akte können auch Informationen aus anderen Quellen aufgerufen werden, die auf ein persönliches Krankheitsbild zugeschnitten sind und von Fachärzten ausgewählt wurden. Beim nächsten Besprechungstermin können die Patienten den Ärzten die gespeicherten Daten zeigen, so dass diese rasch ein vollständiges und genaues Bild bekommen. Auch Spiele für Kinder und Erwachsene finden sich auf der App. Es hat sich bereits erwiesen, dass sie die Therapietreue der Patienten verbessern. Die Bedienoberfläche bleibt dennoch leicht zu bedienen.

Fraunhofer-Magazin "weiter vorn" 1/18

Legasthenie früher erkennen

Herkömmliche Tests zur Legasthenie setzen voraus, dass ein Kind grundsätzlich schreiben kann, also in die Schule geht. Helfen könnte man jedoch umso mehr, je früher eine Legasthenie-Neigung erkannt wird. Mithilfe eines Frühtests kann man jetzt vor der Einschulung klären, welche Kinder zur Legasthenie neigen. Experten des Leipziger Max-Planck-Instituts und des Fraunhofer-Instituts arbeiten schon fünf Jahre in einem Gemeinschaftsprojekt daran, welche biologischen Auffälligkeiten Hinweis auf eine Lese-Rechtschreibschwäche geben können. Sie fahnden etwa danach, ob es Genvarianten gibt, die häufiger als in der Allgemeinbevölkerung vorkommen. Denn bisher schon war auffällig, dass die LRS familiär gehäuft auftreten, und daher gehen die Forscher davon aus, dass 50-70 Prozent der Störung genetisch erklärt werden können. Bisher konnte man 25 Genvarianten identifizieren, die sich dazu eignen, eine Legasthenie vorhersagen zu können. Wenn betroffene Kinder schon weit vor dem Schulalter identifiziert würden, wäre das auch volkswirtschaftlich ein großer Gewinn. Der geplante Frühtest kommt bei den Eltern gut an. Sie würden ihre Kinder auch dann testen lassen, wenn die Kosten dafür nicht von der Kasse übernommen würden.

Fraunhofer-Magazin "weiter vorn" 1/18

Bienenwaben im Lungengewebe – Lungenfibrose

Die Diagnose Lungenfibrose ist ein beinahe noch schlimmerer Schicksalsschlag als die Diagnose Krebs. Denn bei Krebs bestehen Heilungsaussichten. Gegen eine Lungenfibrose gibt es derzeit kein Mittel. Denn noch nicht einmal die Ursache ist bekannt. Einziger Ausweg ist die Lungentransplantation. Im Forschungszentrum an der Medizinischen Hochschule Hannover kommen derzeit rund 600 Patienten allein aus Norddeutschland zur Beratung und Behandlung. Bei ihnen allen zeigen sich im Lungengewebe charakteristische Strukturen, die wie Bienenwaben aussehen. Mittlerweile wissen die Forscher schon, dass Stammzellen entarten, Sphäroide (kugelartige Formen) bilden, die sich später wie Bienenwaben zeigen, und dass solche Sphäroide auch von Bindegewebszellen gebildet werden. Nun geht es den Experten darum aufzuklären: durch welche Signale kommt es, dass die beiden Zelltypen entarten und das fibröse Gewebe bilden? Dann wüsste man endlich, wie man helfen kann. Derzeit verbinden sich Hoffnungen mit dem Wirkstoff Pirfenidon und einem weiteren Medikament, die die Verhärtung des Lungengewebes aufhalten sollen.

Fraunhofer-Magazin "weiter vorn" 1/18

Darmspiegelung als Krebsvorsorge ist ein Erfolgsfall

Nach den ersten zehn Jahren der Darmkrebsvorsorge durch Darmspiegelung hat sich gezeigt: Rund 4,4 Millionen Personen wurden untersucht; unter diesen konnten 180.000 Krebsfälle verhütet werden. Entdeckt wurden auch rund 4500 Fälle von Krebs, die nie aufgefallen wären und auch keine Beschwerden verursacht hätten. Der Leiter der Studie beim Deutschen Krebsforschungsinstitut, Professor Hermann Brenner, erkennt ein doppeltes Fazit: Die Darmspiegelung wird auf lange Zeit die Sterblichkeit aufgrund von Darmkrebs senken; auch das Auftreten neuer Krebsfälle wird deutlich zurückgehen.

Einblick 01.15. Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg

Mit Entsatzheer gegen den Krebs

Beim gesunden Menschen findet sein Immunsystem Mittel, gegen entartete Zellen vorzugehen. Wenn entartete Zellen aber doch einen Weg finden, sich der körpereigenen Abwehr zu entziehen, entsteht Krebs. Nun gibt es heute gut wirksame Mittel gegen den Krebs. Doch die bisherigen Mittel wie Bestrahlung oder Chemotherapie greifen nicht nur gezielt das Krebsgewebe an, sondern immer auch gesundes Gewebe. Daher ist es ein Hauptziel von Forschern und Ärzten, solche Therapieansätze zu finden und zu entwickeln, die nur Krebszellen zerstören. Dazu wird das bestehende Immunsystem der Patienten genutzt. Diesen Ansatz nennt man "Immuntherapie". Im Sinne dieser Immuntherapie gibt es mehrere vielversprechende Ansätze, wie die körpereigene Abwehr in die richtigen Bahnen gelenkt werden kann: 1 Mit therapeutischen Antikörpern kann man verhindern, dass die Krebszellen die Immunabwehr der Betroffenen überlisten und blockieren. 2 Es werden aus den Krebszellen Erkennungsmoleküle gewonnen, die den Patienten eingeimpft werden, so dass sein eigenes Abwehrsystem rasch und gezielt gegen die Krebszellen und deren Tarnstrategien vorgehen kann. 3 Man fischt aus dem Tumor die Abwehrzellen der Patienten, vermehrt sie im Labor und gibt sie dann den Patienten per Infusion zurück, um dadurch seine eigene Abwehr zu verstärken. 4 Immunzellen der Patienten werden im Labor mit einer Bindestelle für spezifische Tumorstrukturen aufgerüstet, so dass sie sich im Körper zielgerichtet und sicher an die Tumorzellen heften und sie zerstören.

Aufgrund dieser Versuche können die Forscher und Ärzte auch die Suche nach Impfungen gegen Krebs weiterverfolgen. Bisher gibt es vorbeugende Schutzimpfungen nur bei Krebsarten, die durch Viren bedingt sind (wie etwa beim Gebärmutterhalskrebs). Daher streben die Experten auch Impfungen bei solchen Krebserkrankungen an, die nicht von Viren verursacht werden. Wenn eine Krebserkrankung schon vorliegt, kann der Impfstoff die Erkrankung selbst zwar nicht mehr verhindern, wohl aber die körpereigene Abwehr unterstützen. Bei all diesen einleuchtenden Verfahren muss man dennoch Vorsicht walten lassen. Denn es besteht grundsätzlich die Gefahr, dass das stimulierte körpereigene Immunsystem über das Ziel der Krebsabwehr hinausschießt und gesunde Gewebe angreift. Bislang sprechen nur wenige Patienten auf die Verfahren an, und die Verfahren sind auch nicht bei allen Krebsarten geeignet. Aber während man bislang dachte, man müsse einen Tumor restlos entfernen, ist es heute denkbar, dass ein Mensch mit aktiviertem Immunsystem auch mit einem Tumor leben kann.

Einblick 01.15. Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg

Übergewicht wird nicht genügend ernst genommen

Krebs entsteht insbesondere in solchen Geweben, in denen Stammzellen vorkommen, und dann, wenn diese sich öfters teilen. Stammzellen können medizinisch nicht beeinflusst werden. Liegen im Körper chronische Entzündungen vor, dann teilen sich diese Stammzellen noch häufiger, dadurch gibt es mehr Möglichkeiten für Mutationen und Entartungen, und diese führen zu Krebs. Es wäre zur Vorbeugung gegen Krebs also wichtig, den Zusammenhang zwischen chronischen Entzündungen, Stammzellteilung und Krebsentstehung genauer zu klären. Eines aber steht schon fest, nämlich dass Übergewicht zu chronischen Entzündungen beiträgt. Das Fettgewebe ist von Makrophagen infiltriert, die dort eine Entzündung hervorrufen. Zugleich werden Entzündungsfaktoren in die Blutbahn ausgeschüttet, wodurch im ganzen Körper Entzündungsprozesse provoziert werden. Die chronische Entzündung ist also mit Sicherheit ein Grund, warum Übergewicht so stark zum Entstehen von Krebs beiträgt. Übergewicht verursacht schätzungsweise 5 Prozent aller Krebserkrankungen, das entspricht in Deutschland 25.000 Fällen pro Jahr.

Einblick 01.15. Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg

Gene bestimmen Nutzen durch Vollkornprodukte

Eine große Untersuchung in der Bevölkerung zu Ballaststoffen aus Getreideprodukten durch das Potsdamer Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) bestätigte, dass Menschen das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu bekommen, verringern, wenn sie viele Ballaststoffe aus Getreideprodukten zu sich nehmen. Zugleich aber kam dabei heraus, dass ein winziger Unterschied im Erbgut darüber entscheidet, ob ein Mensch in dieser Hinsicht von Vollkornprodukten profitiert oder nicht. Von den 3.000 Studienteilnehmenden waren 798 an Diabetes Typ 2 erkrankt. Während bei den Trägern einer Genvariante (CC) das Diabetesrisiko um 14 Prozent gesenkt werden konnte, hatten die Träger einer Variante T nicht nur ein um 51 Prozent erhöhtes Diabetes-Risiko sondern profitierten auch nicht von Vollkornprodukten. Diese Befunde helfen, wirksamere individuelle Ernährungsberatungen zu geben. Dadurch erhofft man sich insbesondere, dass Ernährungsratschläge besser befolgt werden. Die Befunde bedeuten nun aber nicht, dass Vollkornernährung bei den Trägern der T-Variante sinnlos wäre. Schließlich gibt es noch viele andere Aspekte, warum sie gesundheitlich wertvoll sind, etwa zur Senkung des Risikos von Darmkrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Ergebnis betraf nur die Wirkung auf das Diabetes-Risiko, und da die Träger der T-Variante ohnehin zu Übergewicht neigen, kommt es bei ihnen besonders darauf an, das Gewicht zu senken. Dadurch können sie den negativen Einfluss ihrer Genvariante (T) wettmachen.

DIfE Pressemitteilung 22.7.08

Der unbeachtete Knochenzerstörer: Homozystein

Knochenschwund (Osteoporose) wurde von der Weltgesundheitsorganisation auf die Liste der zehn wichtigsten Erkrankungen gesetzt. Denn in Deutschland leidet ein Drittel aller Frauen über 60 Jahren an Knochenschwund. Mit Krankheitskosten bis zu 3,0 Mrd. Euro stellt das einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden dar. Während nun Kalziumzufuhr, frühe Wechseljahre und wenig Sport als Risikofaktoren bekannt sind, wird noch kaum darüber gesprochen, dass auch das Zellgift Homozystein die Knochen schädigt. Schon bei mäßig erhöhten Homozystein-Spiegeln im Blut steigt die Häufigkeit von Knochenbrüchen um das zwei- bis vierfache. Grund ist, dass Homozystein die Bildung von Kollagen-Quervernetzungen im Knochen beeinträchtigt. Eine saarländische Forschergruppe wies nach, dass erhöhte Spiegel von Homozystein wohl die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) stark stimulieren, nicht aber die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten). Das Gleichgewicht zwischen ihnen, das die Knochenstabilität erhielte, ist damit gestört. Der wichtige Gegenspieler von Homozystein, einem giftigen Zwischenprodukt, das beim Abbau von Eiweißen entsteht, ist Folsäure. Von diesem Vitamin nimmt der Mensch in unseren Breiten jedoch zu wenig auf, weil es so empfindlich und instabil ist, noch weniger aber dann, wenn er sich nicht mit den richtigen Lebensmitteln (Salate) zu versorgen weiß. Die Schwere des Krankheitsbildes rechtfertigt daher, dass man ein Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt. Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollte jeder die Höhe des Homozystein-Spiegels bestimmen lassen. Diese Maßnahmen sind sinnvoll, weil Homozystein ein weiteres schweres Krankheitsbild mit sich bringt: die Demenz.

Deutsche Grünes Kreuz. Pressemitteilung 23.7.08